Das Design eines Logos/Signets gilt -zu recht- als die hohe Schule des Grafikdesigns. Denn es steht fast immer im Focus des Betrachters und ist das wichtigste Merkmal des Branding (Markenprägung). Ein einziger Blick auf ein Logo kann eine Meinung inplizieren und intuitiv einen Anspruch oder eine Ablehnung bewirken. An keiner anderen Stelle kommt es so auf den allerersten Eindruck an. Daher gilt es, die Spielregeln des Logo-Designs einzuhalten: Hohe Wiedererkennbarkeit. Einfache Reproduzierbarkeit. Es soll nicht zu überladen wirken, weniger ist hierbei oft mehr. Es darf nicht banal, abgegriffen oder gar naheliegend wirken.
Anders gesagt: der geradezu wahnhafte Zwang, im Logo eines Tischlers unbedingt einen Hobel unterzubringen, und in das Signet einer Maschinenbau-Firma die offenbar unvermeidbare Schraube, kann unprofessionell, ja regelrecht peinlich wirken.
 
 
 
 
 
 
 
    
 
 
 
 
 
 
 
    
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Die Anatomie einer Logo-Entwicklung: So kann ein Logo grafisch und sinnbildend geboren werden
An einem konkreten und realen Beispiel soll hier einmal exemplarisch die grundsätzliche Herangehensweise bei der Entwicklung eines neuen Logos/Signets aufgezeigt werden. Natürlich kann diese Aufstellung nur einen Einblick in die "Endphase" einer solchen Arbeit geben, die zahlreichen und intensiven Vorüberlegungen und verworfenen Ansätze können nicht gut illustriert werden.
 
aufgabenstellung
es sollte ein Logo für ein caritatives, christliches Internet-Projekt entwickelt werden. Bei dem Projekt handelt es sich um eine interaktive Kommunikationsbasis für christliche Kirchengemeinden. Besonders bei Logos für christliche oder caritative Zwecke wird allgemein eine spürbare Symbolkraft erwartet. Es soll Sinnbilder beeinhalten und -wie wir es nennen- "metaphorisch aufgeladen" sein. Natürlich ist dieser Anspruch stark vom Produkt abhängig und kann niemals verallgemeinert werden. Das Logo für einen Schokoriegel benötigt wohl kaum eine intelektuelle Botschaft hier kommen ganz andere Metaphern zum tragen. In jedem Fall aber gelten die Spielregeln die bereits eingangs erwähnt wurden: hohe wiedererkennbarkeit. einfache reproduzierbarkeit. es darf nicht überladen und nicht banal wirken.
 
   1.    Suche nach einer Grundform
Nach einigen Versuchen mit unterschiedlichsten Formen fiel die Wahl am Ende auf die Urform einer stilisierten "Opferschale", dem Sinnbild des "Gebens".
Die asymetrischen Kurven vereinen ein recht modernes Design mit sehr klassischen Stilen und Formen.
         
  2.   die Balance finden
Dennoch fehlt der Grundform noch die Balance, der gefühlte Schwerpunkt und eine optische Mitte.
Durch hinzufügen der Flammen wird daraus die stilisierte Figur einer historischen "Öllampe",
es wird das Element "Licht" hinzugefügt, was mit dem Projektziel sehr stimmig ist.
         
  3.   eine Alternative erwägen
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Denn andererseits liesse sich die Grundform auch mit einem "Kopf" ergänzen, wodurch sich ein
"Mensch mit offenen Armen" ergibt. Und es ist eben der Mensch, der bei dem Projekt im Mittelpunkt steht.
Auch dieser Ansatz würde sehr gut mit dem Projektziel harmonieren.
         
  4.   Variation eines der beiden Ansätze
Kehren wir noch einmal zur Anfangsüberlegung zurück, und machen wir einen Schachzug:
eine zweite Linie in der "Opferschale" fügt dem Entwurf eine zusätzliche Leichtigkeit hinzu,
lockert die Form deutlich auf.
         
  5.   aus der Variation einen neuen Sinn gewinnen
Unmittelbar danach wurde klar das diese Entschediung richtig war, denn nun stach die Möglichkeit ins Auge eine dritte Flamme hinzuzufügen, womit dann ein wirklicher ein Kunstgriff geglückt ist:
wir haben ein Sinnbild der Dreifaltigkeit gefunden, einem in der christlichen Welt ganz wesentlichen Element.
         
  6.   Integration der verschiedenen Ansätze
Am Ende kamen wir zu dem Entschluss, beide gezeigten Ansätze zu verbinden.
Wir haben nun ein sakral wirkendes Symbol, mit einem im Mittelpunkt stehenden Menschen, dessen offene Arme ein Zeichen der Dreifaltigkeit und des Lichts offenbaren.
         
  7.   Abschluss und Details
Das Symbol ist nun stimmig vom Schwerpunkt, einprägsam und einfach auf verschiedenen Medien reproduzierbar, auch in schwarz/weiss. Nun ließe sich noch mit Farben arbeiten, was aber bestenfalls eine Option ist und von einigen äußeren Faktoren abhängt. Als das Symbol am Ende dann kirchlichen Würdenträgern vorgestellt wurde, zeige sich, daß die bei der Arbeit getroffenen Annahmen durchweg von allen erkannt wurden.
 
Vielen Dank für Ihr Interesse und Ihre Aufmerksamkeit!
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